Wer ein geologisches Tiefenlager realisieren will, braucht frühzeitig ausreichende Kenntnisse über den Untergrund. Eine Rahmenbewilligung für ein geologisches Tiefenlager kann insbesondere nur erteilt werden, wenn die Ergebnisse der erdwissenschaftlichen Untersuchungen die Eignung des gewählten Standorts bestätigen.
Um die Eignung eines Standorts beurteilen zu können. steht eine breite Palette von geowissenschaftlichen Methoden zur Verfügung. Je nach der gewählten Methode (beispielsweise das Abteufen von Bohrungen oder der Bau von Sondierbauwerken) können diese Untersuchungen zu einem umweltrelevanten Eingriff führen oder Eigentumsrechte berühren. Ebenso könnte durch den Eingriff der geologische Untergrund derart geschädigt werden, dass dies einen Einfluss auf die Sicherheit eines möglichen geologischen Tiefenlagers an diesem Standort hätte.
Aus diesen Gründen hat der Gesetzgeber eine Bewilligungspflicht für erdwissenschaftliche Untersuchungen geschaffen, die dazu dienen, Kenntnisse im Hinblick auf ein geologisches Tiefenlager zu beschaffen. Die Bewilligungen werden durch das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Umwelt (UVEK) erteilt.
In den Bewilligungsverfahren für erdwissenschaftliche Untersuchungen ist das BFE die verfahrensleitende Behörde, wobei es die Fachstellen des Bundes und der betroffenen Kantone einbezieht. Die Gesuche für erdwissenschaftliche Untersuchungen müssen öffentlich aufgelegt werden und betroffene Personen können dagegen Einsprache erheben.
Bevor die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle Nagra im September 2022 ihre Standortwahl für die Einreichung eines Rahmenbewilligungsgesuches getroffen hatte, führte sie von 2019 bis 2022 9 Tiefbohrungen und 11 Quartärbohrungen in den Standortregionen Jura Ost, Nördlich Lägern und Zürich Nordost durch, um ihre Kenntnisse über den Untergrund der möglichen Standortregionen zu vertiefen und einen ausreichenden Kenntnisstand zu erreichen, der einen Standortvergleich aus sicherheitstechnischer Sicht ermöglicht. So konnte die Nagra die geologische Situation im Hinblick auf die möglichen Lagertypen beurteilen. Diese Bohrungen ergänzten Erkenntnisse aus früheren und weiteren Untersuchungen.
Die Nagra plant, am vorgeschlagenen Standort der Oberflächenanlage des geologischen Tiefenlagers, weitere erdwissenschaftliche Untersuchungen durchzuführen. Damit sollen zusätzliche Erkenntnisse im Hinblick auf die Einreichung des Baubewilligungsgesuches für das Tiefenlager gewonnen werden können.