Tiefere CO2-Emissionen dank fortschreitender Elektrifizierung neuer Personen- und Lieferwagen

Bern, 29.06.2023 - Der Mangel an Mikrochips und Bauteilen für die Fahrzeugproduktion sowie die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine prägten den Fahrzeugmarkt im Jahr 2022: Die Anzahl neu in Verkehr gesetzter Personenwagen (PW) lag um rund 5.6% unter dem Vorjahreswert, jene der neuen Lieferwagen und leichten Sattelschlepper (LNF) um rund 19%. Zentraler Treiber für die Entwicklung der CO2-Emissionen und der Energieeffizienz bleibt die weiter fortschreitende Elektrifizierung der Neuwagenflotte. Bei den Personenwagen stieg der Anteil der Steckerfahrzeuge auf 26.1% (2021: 22.5%). Auch werden immer mehr elektrifizierte LNF importiert, deren Marktanteil stieg auf 10.5% (2021: 5.5%). Diese Entwicklung war ausschlaggebend für die erneute Senkung der durchschnittlichen CO2-Emissionen neuer Fahrzeuge gegenüber dem Vorjahr. So haben Importeure neuer PW den Zielwert nur knapp verfehlt, bei LNF ist die Zielabweichung noch recht deutlich.

Seit 2021 werden für den Vollzug der CO2-Emissionsvorschriften und die Berichterstattung zur Neuwagenflotte die Verbrauchs- und CO2-Emissionswerte gemäss dem WLTP-Messverfahren (World Light Vehicles Test Procedure) verwendet. Aufgrund der Umstellung vom NEFZ- auf das WLTP-Messverfahren war der Vergleich der durchschnittlichen CO2-Emissionen und Verbräuche 2021 mit den Vorjahren nur bedingt möglich. Das zweite Jahr unter dem WLTP-Messverfahren lässt nun wieder einen direkten Vergleich mit dem Vorjahr zu.

Entwicklung der Emissionen bei neuen Personenwagen

2022 wurden rund 230'000 PW neu zugelassen. Das sind rund 5.6% weniger als 2021 und 28% weniger als 2019, dem Jahr vor Ausbruch der Covid-Pandemie. Der Anteil der Steckerfahrzeuge (batterieelektrische Fahrzeuge und Plug-in-Hybride) an der PW-Neuwagenflotte ist 2022 erneut gestiegen und liegt bei 26.1% (2021: 22.5%). Während die rein elektrisch angetriebenen Fahrzeuge deutlich Marktanteile gewinnen konnten (17.9%, +4.5 Prozentpunkte ggü. 2021), haben Plug-In-Hybride gegenüber dem Vorjahr Marktanteile eingebüsst (8.2%, -1 Prozentpunkt ggü. 2021). Der Dieselantrieb verliert weiter an Bedeutung und liegt nun bei 11.4% (2021: 17.4%).

Die durchschnittlichen CO2-Emissionen neuer PW lagen bei rund 120.9 g CO2 pro Kilometer (2021: 129.8 g CO2/km), dies entspricht einem Rückgang um 6.9%. Der durchschnittliche Energieverbrauch über alle Antriebsarten, ausgedrückt in Benzineinheiten (Liter Benzinäquivalent pro 100 Kilometer, LBÄ), lag bei 5.77 LBÄ/100 km (2021: 6.12 LBÄ/100 km). Der Verbrauch der Benzinfahrzeuge lag bei 6.80 LBÄ/100 km (-2.2% gegenüber 2021), jener der Dieselfahrzeuge bei 7.22 LBÄ/100 km (-3.4% gegenüber 2021). Die neu zugelassenen rein elektrischen Fahrzeuge verbrauchten durchschnittlich 2.10 LBÄ/100 km, was rund dem Vorjahreswert entspricht.

Die Allradfahrzeuge machten nach einem leichten Rückgang im Vorjahr wieder über die Hälfte der neuen PW aus (50.4%). Das durchschnittliche Leergewicht der neuen PW stieg mit 1'751 kg entsprechend dem langfristigen Trend weiter an (2021: 1'723 kg). Der Energieverbrauch pro 1‘000 kg Fahrzeuggewicht sank auf 3.30 LBÄ/t*100 km (2021: 3.55 LBÄ/t*100 km).

Rückgang der Emissionen bei Lieferwagen und leichten Sattelschleppern

Für Lieferwagen und leichte Sattelschlepper (LNF) gelten erst seit 2020 CO2-Emissionsvorschriften. 2022 wurden rund 23'000 LNF neu zugelassen, das sind rund 19% weniger als im Vorjahr und rund 40% weniger als 2019, dem letzten Vorkrisenjahr. Dieser Rückgang hat mehrere Gründe. Einerseits ist er auf die Covid-Pandemie und den Krieg in der Ukraine zurückzuführen. Nach wie vor fehlten deswegen Bauteile für die Fahrzeugproduktion und Mikrochips, die weltweiten Lieferketten waren teilweise unterbrochen. Andererseits wurden 2019, vor Inkrafttreten der CO2-Zielwerte, viele Inverkehrsetzungen vorgezogen. Weiter umfassen die Daten für das Jahr 2019 im Vergleich mit den Neuzulassungsdaten 2020 - 2022 auch Fahrzeuge, die vom Geltungsbereich der CO2-Emissionsvorschriften ausgenommen sind. Darunter fallen beispielsweise gepanzerte Geldtransporter oder Fahrzeuge, die aufgrund ihres hohen Leergewichts über keine WLTP-Emissionswerte verfügen.

In der LNF-Neufahrzeugflotte waren 79.3% Dieselfahrzeuge (2021: 85.8%) und 10.5% Steckerfahrzeuge (2021: 5.5%), wobei Plug-In-Hybride nur einzelne Fahrzeuge ausmachten. Die durchschnittlichen CO2-Emissionen der neuen LNF lagen 2022 bei 201.5 g CO2/km (2021: 217.2 g CO2/km), der durchschnittliche Verbrauch bei 9.11 LBÄ/100 km (2021: 9.60 LBÄ/100 km). Das durchschnittliche Leergewicht aller neu zugelassenen LNF lag genau gleich wie 2021 bei 2'204 kg. Dabei sind die dieselbetriebenen LNF mit 2'276 kg Leergewicht im Durchschnitt deutlich schwerer als die Benzinfahrzeuge mit 1'558 kg. Auch beim CO2-Ausstoss zeigen die beiden Antriebsarten mit 232.5 g CO2/km bei den Dieselfahrzeugen und mit 168.5 g CO2/km bei den Benzinfahrzeugen erhebliche Unterschiede.

Vollzugsresultate der CO2-Emissionsvorschriften für neue Fahrzeuge

Während die PW mit durchschnittlichen Emissionen von 120.9 g CO2/km ihren Zielwert von 118 g CO2/km nur noch knapp verfehlt haben, sind die LNF mit 201.5 g CO2/km noch recht deutlich von ihrem Zielwert von 186 g CO2/km entfernt. Bei den PW wurde der Zielwert somit um lediglich rund 3 Gramm überschritten. Bei den LNF wurde der Zielwert um rund 15 Gramm überschritten. Bei den Zielwerten galt bis Ende 2022 eine Übergangsphase mit gewissen Erleichterungen: So wurden Fahrzeuge mit CO2-Emissionen von weniger als 50 g CO2/km mit einem Faktor 1.33 mehrfach angerechnet. Weiter wurden 2022 bei LNF für die Berechnung der durchschnittlichen CO2-Emissionen der Importeur-Flotten nur jene 95 Prozent der Fahrzeuge mit den tiefsten Emissionen berücksichtigt. Diese Erleichterung fand im 2022 bei den PW keine Anwendung mehr. Die Einführungserleichterung für LNF reduzierte die Sanktionen der LNF-Importeure erheblich.

Die im Rahmen der CO2-Emissionsvorschriften überprüften 230'000 Personenwagen verteilten sich auf 66 Grossimporteure und auf rund 400 Personenwagen von Kleinimporteuren. Bei den LNF wurden rund 23'200 Neuwagen auf ihre Zielerreichung überprüft, darunter waren rund 100 Fahrzeuge von Kleinimporteuren.

Sanktionssumme und Vollzugsaufwand 2022

Die 2022 erhobenen Sanktionen belaufen sich auf insgesamt rund 16.4 Millionen Franken aus dem Vollzug der Vorschriften für Personenwagen und rund 5.6 Millionen Franken aus dem Vollzug der Vorschriften für Lieferwagen und leichte Sattelschlepper. Dem gesamten Sanktionsertrag stehen Vollzugskosten von rund 1.8 Millionen Franken (2021: 1.4 Mio. Fr.) gegenüber. Insgesamt resultiert damit für 2022 ein Nettoertrag von rund 20.2 Millionen Franken (2021: 36 Mio. Fr.). Der Nettoertrag wird in Abhängigkeit der Anzahl Fahrzeugzulassungen auf die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein aufgeteilt (Anteil Fürstentum Liechtenstein: 139'000 Franken, 2021: 255'000. Fr.). Der Schweizer Nettoertrag aus dem Vollzugsjahr 2022 beträgt 20.1 Millionen Franken und wird dem Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds NAF zugewiesen.

Die schweizerische Energieeffizienzverordnung (EnEV, Art. 11) verlangt die jährliche Erfassung und Auswertung des Energieverbrauchs der neuen Personenwagen in der Schweiz. Die CO2-Emissionsvorschriften für neue Personenwagen werden seit Mitte 2012 gemäss CO2-Gesetz und CO2-Verordnung vom Bundesamt für Energie in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strassen umgesetzt. Seit Anfang 2020 ist auch für neue Lieferwagen und leichte Sattelschlepper ein CO2-Zielwert in Kraft. Seit 2021 gelten aufgrund des neu eingeführten WLTP-Messverfahrens angepasste Zielwerte, die über den bisherigen Zielwerten liegen (PW: 118 g/km statt 95 g/km, Lieferwagen und leichte Sattelschlepper: 186 g/km statt 147 g/km).


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