Die Elektrifizierung der neuen Personenwagen und Lieferwagen setzt sich 2021 fort

Bern, 23.06.2022 - Der Fahrzeugmarkt war auch 2021 noch stark durch die Folgen der Covid-Pandemie und den Chipmangel geprägt: Die Anzahl neu in Verkehr gesetzter Personenwagen (PW) lag zwar um rund 2% und die der neuen Lieferwagen und leichten Sattelschlepper (LNF) um rund 3.7% über dem Vorjahreswert, jedoch immer noch deutlich tiefer als im Vorpandemiejahr 2019. Zentraler Treiber für die Entwicklung der CO2-Emissionen und der Energieeffizienz bleibt die weiter fortschreitende Elektrifizierung der Neuwagenflotte. Bei den Personenwagen stieg der Anteil der Steckerfahrzeuge auf 22.5% (2020: 14.4%). Seit 2021 werden Verbrauch und CO2-Emissionen dank dem neuen WLTP-Messverfahren realitätsnäher berechnet und es gelten darauf angepasste CO2-Zielwerte. Diese Zielwerte wurden 2021 sowohl bei den PW wie bei den LNF überschritten.

2021 wurden für den Vollzug der CO2-Emissionsvorschriften und die Berichterstattung zur Neuwagenflotte erstmals die Verbrauchs- und CO2-Emissionswerte gemäss dem WLTP-Messverfahren (World Light Vehicles Test Procedure) verwendet. Die WLTP-Werte sind durchschnittlich über 20% höher - und damit realistischer - als die bisher verwendeten NEFZ-Daten (Neuer Europäischer Fahrzyklus). Durch den Wechsel des Messverfahrens sind die Werte zu den CO2-Emissionen und zum Treibstoffverbrauch nur sehr bedingt mit dem Vorjahr vergleichbar. Mit der Umstellung auf das WLTP-Messverfahren wurden auch die CO2-Zielwerte angepasst: Für PW von 95 auf 118 Gramm pro Kilometer (+24%) und für LNF von 147 auf 186 Gramm pro Kilometer (+27%). So wurde eine «kalte» Verschärfung der CO2-Zielwerte vermieden.

Entwicklung der Emissionen bei neuen Personenwagen

2021 wurden rund 243'000 PW neu zugelassen. Das sind rund 2% mehr als 2020, jedoch 22.5% weniger als 2019. Der Anteil der elektrisch aufladbaren PW (Steckerfahrzeuge: batterieelektrische Fahrzeuge und Plug-in-Hybride) an der Neuwagenflotte ist 2021 deutlich gestiegen auf 22.5% (2020: 14.4%). Der Anteil der Dieselfahrzeuge ging erneut deutlich zurück auf 17.4% (2020: 23.9%).

Die durchschnittlichen CO2-Emissionen der neuer PW lagen bei rund 129.8 g CO2 pro Kilometer (2020: 123.6 g CO2/km gemäss NEFZ-Verfahren, Vergleich zum Vorjahr ist jedoch aufgrund der Umstellungseffekte nicht sinnvoll). Der durchschnittliche Energieverbrauch über alle Antriebsarten, ausgedrückt in Benzineinheiten (Liter Benzinäquivalent pro 100 Kilometer, LBÄ), lag bei 6.12 LBÄ/100 km (2020: 5.74 LBÄ/100 km gemäss NEFZ-Verfahren, ein Vergleich zum Vorjahr ist jedoch aufgrund der Umstellungseffekte nicht sinnvoll). Dass die CO2-Emissionen trotz der Umstellungseffekte nur wenig zugenommen haben, liegt primär am höheren Anteil der Steckerfahrzeuge, die im elektrischen Betrieb kein CO2 ausstossen. Rein elektrische Fahrzeuge werden mit WLTP mit 0 g CO2/km berechnet.

Der Anteil der Allradfahrzeuge ist zum zweiten Jahr in Folge leicht gesunken und betrug 47.7% (2020: 49.8%). Das durchschnittliche Leergewicht der neuen PW lag mit 1'723 kg unter dem Wert des Vorjahres (2020: 1'738 kg), was auf die Geltendmachung neuer Datenquellen durch die Fahrzeugimporteure zurückzuführen ist. Der Energieverbrauch pro 1‘000 kg Fahrzeuggewicht lag hingegen bei 3.55 LBÄ/100 km und damit aufgrund der Umstellung auf WLTP höher als im Vorjahr (2020: 3.3 LBÄ/100 km).

Rückgang der Emissionen bei Lieferwagen und leichten Sattelschleppern

Für Lieferwagen und leichte Sattelschlepper (LNF) gibt es erst seit 2020 CO2-Emissionsvorschriften. 2021 wurden rund 28'000 LNF neu zugelassen, das sind rund 3.7% mehr als im Vorjahr, jedoch immer noch rund 17% weniger als 2019. Dieser Rückgang ist einerseits auf die Covid-Pandemie und den Chipmangel zurückzuführen, andererseits wurden 2019, vor Inkrafttreten der CO2-Zielwerte, viele Inverkehrsetzungen vorgezogen und 2020 die Lagerbestände abgebaut.

In der LNF-Neufahrzeugflotte waren 85.8% Dieselfahrzeuge (2020: 89.6%) und 5.5% (2020: 2.7%) elektrische Fahrzeuge. Die durchschnittlichen CO2-Emissionen der neuen LNF lagen 2021 bei 217.2 g CO2/km (2020: 176.4 g CO2/km), der durchschnittliche Verbrauch bei 9.6 LBÄ/100 km (2020: 7.76 LBÄ/100 km). Das durchschnittliche Leergewicht aller neu zugelassenen LNF lag gegenüber 2020 um 1.6% tiefer bei 2'204 kg (2020: 2'240 kg). Dabei sind die dieselbetriebenen LNF mit 2'276 kg Leergewicht (2020: 2‘311 kg) im Durchschnitt deutlich schwerer als die Benzinfahrzeuge mit 1'519 kg (2020: 1'521 kg). Auch beim CO2-Ausstoss zeigen die beiden Antriebsarten mit 235.5 g CO2/km bei den Dieselfahrzeugen und mit 168.9 g CO2/km bei den Benzinfahrzeugen erhebliche Unterschiede.

Vollzugsresultate der CO2-Emissionsvorschriften für neue Fahrzeuge

Sowohl die PW- als auch die LNF-Gesamtflotte haben 2021 ihren Zielwert deutlich verfehlt. Bei den PW lagen die durchschnittlichen CO2-Emissionen bei 129.8 g CO2/km, bei den LNF bei 217.2 g CO2/km. Bei den PW wurde der Zielwert um rund 12 Gramm überschritten, wobei sich die Zielwertüberschreitung gegenüber 2020 mehr als halbiert hat. Bei den LNF wurde der Zielwert um rund 30 Gramm überschritten, was in etwa der Grössenordnung im Vorjahr entspricht. Bei den Zielwerten gilt bis Ende 2022 eine Übergangsphase mit gewissen einführenden Erleichterungen: So wurden 2021 für die Berechnung der durchschnittlichen CO2-Emissionen der Importeur-Flotten nur jene 90 Prozent der Fahrzeuge mit den tiefsten Emissionen berücksichtigt. Weiter wurden Fahrzeuge mit CO2-Emissionen von weniger als 50 g CO2/km mit einem Faktor 1.66 mehrfach angerechnet. Diese Einführungserleichterungen reduzierten die Sanktionen der Importeure erheblich.

Die im Rahmen der CO2-Emissionsvorschriften überprüften 242'900 Personenwagen verteilten sich auf 72 Grossimporteure und auf rund 400 Personenwagen von Kleinimporteuren. Bei den LNF wurden rund 27'700 Neuwagen auf ihre Zielerreichung überprüft, darunter waren rund 100 Fahrzeuge von Kleinimporteuren.

Sanktionssumme und Vollzugsaufwand 2021

Die 2021 erhobenen Sanktionen belaufen sich auf insgesamt rund 28.1 Millionen Franken aus dem Vollzug der Vorschriften für Personenwagen und rund 9.4 Millionen Franken aus dem Vollzug der Vorschriften für Lieferwagen und leichte Sattelschlepper. Dem gesamten Sanktionsertrag stehen Vollzugskosten von rund 1.4 Millionen Franken (2020: 1.5 Mio. Fr.) gegenüber. Insgesamt resultiert damit für 2021 ein Nettoertrag von rund 36 Millionen Franken (2020: 146.7 Mio. Fr.). Der Nettoertrag wird in Abhängigkeit der Anzahl Fahrzeugzulassungen auf die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein aufgeteilt (Anteil Fürstentum Liechtenstein: 255'000 Franken, 2020: 1 Mio. Fr.). Der Schweizer Nettoertrag aus dem Vollzugsjahr 2021 beträgt 35.8 Millionen Franken und wird dem Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds NAF zugewiesen.

Die schweizerische Energieeffizienzverordnung (EnEV, Art. 11) verlangt die jährliche Erfassung und Auswertung des Energieverbrauchs der neuen Personenwagen in der Schweiz. Die CO2-Emissionsvorschriften für neue Personenwagen werden seit Mitte 2012 gemäss CO2-Gesetz und CO2-Verordnung vom Bundesamt für Energie in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strassen umgesetzt. Seit Anfang 2020 ist auch für neue Lieferwagen und leichte Sattelschlepper ein CO2-Zielwert in Kraft. Seit 2021 gelten aufgrund des neu eingeführten WLTP-Messverfahrens angepasste Zielwerte, die über den bisherigen Zielwerten liegen (PW: 118 g/km statt 95 g/km, Lieferwagen und leichte Sattelschlepper: 186 g/km statt 147 g/km).


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