Trilaterale Studie zur Zukunft von Pumpspeicherkraftwerken in der Schweiz, Österreich und Deutschland

Bern, 18.08.2014 - Deutschland, Österreich und die Schweiz haben im April 2012 in ihrer „Erklärung zu gemeinsamen Initiativen für den Ausbau von Pumpspeicherkraftwerken“ festgestellt, dass die verstärkte Nutzung der erneuerbaren Energien das europäische Stromversorgungssystem vor grosse technische Herausforderungen stellt. Langfristig ist dafür ein Ausbau von Speicherkapazitäten unabdingbar. Nun legen die Ministerien der drei Länder eine trilaterale Studie vor, die sich mit den Potenzialen und wirtschaftlichen Aussichten der Pumpspeicherkraftwerke befasst.

Die trilaterale Studie besteht aus drei Teilstudien und einem zusammenfassenden Bericht (alle Studien zum Download im Anhang):

Teilstudie a: Bewertung des Beitrags von Speichern und Pumpspeichern
Die vom Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft (IAEW) der RWTH Aachen durchgeführte Teilstudie untersucht die systemischen Aspekte des Pumpspeichereinsatzes in Deutschland, Österreich und der Schweiz und bewertet den Beitrag von Pumpspeicherkraftwerken für die Markt- und Netzintegration erneuerbarer Energien in verschiedenen mittelfristigen (Referenzjahr 2022) und langfristigen Szenarien (Referenzzeitraum 2032-2035).

Teilstudie b: Ökonomische Untersuchungsgegenstände
Die von der Wirtschafts- und Infrastrukturpolitik (WIP) der TU Berlin in Zusammenarbeit mit dem IAEW der RWTH Aachen verfasste Teilstudie geht der Frage nach, wie sich die Situation von Pumpspeicherkraftwerken in den nächsten zwei Jahrzehnten aus einer Deckungsbeitragsperspektive darstellt und welche Entwicklungsaussichten bestehen.

Teilstudie c: Rechtliche Aspekte
Das von Görg Partnerschaft von Rechtsanwälten mbB erstellte Rechtsgutachten gliedert sich in eine Bestandsaufnahme des Rechtsrahmens in Deutschland, Österreich und der Schweiz und eine Untersuchung der rechtlichen Vorgaben zur grenzüberschreitenden Vermarktung von Strom aus Pumpspeicherkraftwerken.

Zusammenfassender Bericht: Pumpspeicher im trilateralen Umfeld Deutschland, Österreich und Schweiz
Das Bundesamt für Energie (BFE) beauftragte in Absprache mit den entsprechenden Ministerien in Deutschland und Österreich das Energy Science Center (ESC) der ETH Zürich mit der Erstellung eines Berichts, der die drei Teilstudien zusammenfasst. Der Bericht des ESC diskutiert und bewertet die Resultate aus wissenschaftlicher Sicht.

Wichtigste Ergebnisse

Das Investitionsumfeld hat sich auf Grund der jüngsten Entwicklungen im europäischen Stromverbund derart entwickelt, dass Neuinvestitionen in Pumpspeicherkraftwerke heute nur schwierig zu begründen sind. Dennoch ist es offensichtlich, dass Pumpspeicherkraftwerke insbesondere langfristig für ein funktionierendes Gesamtsystem von grosser Bedeutung sein können.

Die zukünftige Bedeutung der Pumpspeicherkraftwerke hängt davon ab, wie sich das Energiesystem in Europa als gesamtes entwickelt. Hier sind noch viele Fragen offen (siehe unten). Die Regierungen der Länder müssen abklären, welche politischen bzw. regulatorischen Instrumente geeignet sind, um die Sicherheit der Stromversorgung auch langfristig gewährleisten zu können. Dabei genügt die nationale Sichtweise nicht, sondern es muss der internationale Kontext betrachtet werden. Eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit ist sinnvoll, um Ineffizienzen rein nationaler Lösungen zu vermeiden. Eine Harmonisierung der Rahmenbedingungen der involvierten Ländern ist anzustreben (z.B. bei den Netzentgelten), um Marktverzerrungen möglichst zu verhindern und die grenzüberschreitenden Bewirtschaftungsmöglichkeiten zu erweitern.

Der ESC-Bericht identifiziert folgende Bereiche, die vertieft zu diskutieren sind:

Rolle des Marktes: Es stellt sich die Frage, ob und wie das heutige Marktsystem im Hinblick auf den weiteren Ausbau von dargebotsabhängiger Produktion (vorwiegend Sonnen- und
Windenergie) weiter entwickelt werden kann unter Berücksichtigung der systemtechnisch relevanten Eigenschaften von Energiespeichersystemen.

Versorgungseinheit: Zu diskutieren ist, wie eine bedarfsgerechte und finanzierbare Versorgungssicherheit in einem zukünftigen System gewährleistet werden kann. Dabei ist sicherzustellen, dass alle der Sicherheit dienlichen Systeme, so auch die Pumpspeicherkraftwerke, ihre Wirkung voll entfalten können.

Netzausbau: Der effiziente Einsatz bestehender und zukünftiger Pumpspeicherkraftwerke hängt stark von den verfügbaren Transportkapazitäten auf dem Übertragungsnetz ab. So sollte die Planung des Ausbaus des Übertragungsnetzes und der Pumpspeicherkraftwerke koordiniert erfolgen.

Systemdienstleistungen: Pumpspeicherkraftwerke spielen eine wichtige Rolle in der Bereitstellung von systemrelevanten Dienstleistungen. Zu diskutieren ist, welche Rolle sie bei netzdienlichen Aufgaben übernehmen könnten, z.B. durch die Erhöhung der N-1-Sicherheit in spezifischen Situationen des Netzbetriebs.

Beilagen

• Bewertung des Beitrags von Speichern und Pumpspeichern in der Schweiz, Österreich und Deutschland zur elektrischen Energieversorgung – Teilstudie a (technische Untersuchungsgegenstände), RWTH Aachen

• Potentiale zur Erzielung von Deckungsbeiträgen für Pumpspeicherkraftwerke in der Schweiz, Österreich und Deutschland – Teilstudie b (ökonomische Untersuchungsgegenstände)“, Technische Universität Berlin, in Zusammenarbeit mit dem IAEW der RWTH Aachen

• Rechtsgutachten im Rahmen der trilateralen Vereinbarung vom 2. Mai 2012 zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz zu Pumpspeicherkraftwerken, Görg Partnerschaftvon Rechtsanwälten mbB

• Pumpspeicher im trilateralen Umfeld Deutschland, Österreich und Schweiz, Bericht erstellt auf Basis dreier wissenschaftlicher Studien zur „Bewertung des Beitrags von Pumpspeichern in der Schweiz, Österreich und Deutschland zur elektrischen Energieversorgung, Energy Science Center (ESC), ETH Zürich, 2014


Adresse für Rückfragen

Marianne Zünd, Leiterin Kommunikation BFE, 058 462 56 75 / 079 763 86 11



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