Neue Massnahmen für die Abflussbewirtschaftung des französisch-schweizerischen Doubs

Bern, 13.08.2012 - Die Arbeiten der französisch-schweizerischen Gruppe „Abflussbewirtschaftung“ haben zur Erstellung eines ersten Massnahmenkatalogs geführt.

Dies mit den Zielen:

  • die Auswirkungen von Schwall und Sunk durch eine bessere Koordination der drei internationalen Wasserkraftwerke Châtelot, Refrain und La Goule zu verringern
  • Verbesserung des Rückhaltes der Schwallwelle vom Châtelot im Stauraum vom Refrain (Schwalldämpfung).

Die Arbeitsgruppe steht unter dem gemeinsamen Vorsitz der Direction Régionale de l'Evironnement, de l'Aménagement et du Logement (DREAL) der Region Franche-Comté und des Bundesamts für Energie (BFE) und Vertreter der Kantone Neuenburg und Jura nehmen teil. Die Betreiber werden punktuell eingeladen. Nach drei Sitzungen hat die Arbeitsgruppe Massnahmen beschlossen, welche die ungünstigen Auswirkungen der Wasserkraftwerke auf den aquatischen Lebensraum verringern sollen, unter gleichzeitiger Berücksichtigung der Bedürfnisse einer Versorgung mit elektrischer Spitzenenergie ohne CO2-Ausstoss.

Die erste Reihe von Massnahmen bezweckt eine Reduktion der Geschwindigkeit des Übergangs zwischen Schwall und Sunk (Schwallrückgangsrate):

  • Im Kraftwerk Châtelot werden die Turbinen schrittweise, eine nach der anderen, abgestellt. Mit Stabilisierungsphasen zwischen dem Anhalten zweier Turbinen. Untersuchungen sind im Gang, um die technische Machbarkeit eines noch langsameren Abstellens zu prüfen und damit die Auswirkungen von Schwall-und-Sunk zusätzlich zu dämpfen.
  • Im Kraftwerk Refrain werden die Turbinen in mehreren Schritten und mit Stabilisierungsphasen angehalten. Während Zeiten, in denen die Fischfauna besonders sensibel auf Abflussschwankungen reagiert, werden die Turbinen durch zusätzliche Stabilisierungsphasen noch langsamer angehalten.

Eine zweite Reihe von Massnahmen ermöglicht die Optimierung dieses Schwallrückaltes. Der Stauraum vom Refrain kann die Schwallwelle des Kraftwerkes Châtelot zurückhalten und durch die Vermeidung von Wehrüberfall bei der Staumauer Refrain, das Ausmass von umweltschädigendem Schwall und Sunk flussabwärts eindämmen.

  • Durch eine bessere Koordination des Betriebs der beiden Kraftwerke und die genauere Übertragung der turbinierten Abflussmengen im Kraftwerk Châtelot, kann die Schwallreduktion im Stauraum des Refrain verbessert werden.
  • Sank der Wasserspiegel im Stausee vom Refrain sehr tief, wurden die Turbinen bisher abgestellt, um ein Trockenfallen von Flachwasserzonen zu vermeiden (Wasserrückgang). Gegenwärtig wird unter­sucht, wie das Anhalten der Turbinen verzögert und der Schwallrückhalt damit verbessert werden könnte, ohne dass im Stausee oder flussabwärts des Kraftwerks Flachwasserzonen trocken fallen.
  • Ein Versuch eines Schwallrückhalts im Massstab 1:1 ist für Sommer 2012 vorgesehen, um zu testen, ob eine Wasserspiegeldifferenz von 75cm zwischen dem höchsten und tiefsten Wasserspiegel im Stausee von Refrain angebracht wäre.
  • Die vorangegangenen Schwallrückhalte-Versuche haben das Kraftwerk Châtelot veranlasst, bei günstiger Wasserführung die Dauer des Schwallbetriebs auf vier Stunden zu begrenzen.

Schliesslich befindet sich eine Studie in Arbeit, welche zwei unterschiedliche, sich ergänzende Teile umfasst: eine mathematische Modellierung des Abflusses und ein Modell zur Abschätzung des Ein­flusses auf den Lebensraum der Fische. Dank diesen Modellierungen wird es möglich sein, Indizien über die Auswirkungen der oben beschriebenen Massnahmen auf die Umwelt zu erhalten und andere Szenarien des Kraftwerkbetiebs zu testen.

Die Resultate dieser Studie werden von einem wissenschaftlichen Ausschuss, der aus französi­schen und schweizerischen Mitgliedern besteht, geprüft (Ende 2012 - Beginn 2013).

Eine weitere Sitzung der Arbeitsgruppe „Abflussbewirtschaftung" wird im Herbst die Ergebnisse des für diesen Sommer vorgesehenen Versuchs behandeln. Die Arbeitsgruppe wird das weitere Vorgehen bezüglich Rückhalt der Schwallwelle des Kraftwerk Châtelot festlegen und die schnellstmögliche Umsetzung der Massnahmen vorantreiben.

Gleichzeitig gibt es Überlegungen, wie der Nutzen der genannten Massnahmen in der Praxis bewertet werden kann. Ein neues, gemeinsames Wasserreglement wird dem neuen, umweltgerechte­ren Betrieb der Wasserkraftanlagen den Rahmen geben.

Es sei in Erinnerung gerufen, dass der französisch-schweizerische Doubs von drei internationalen Wasserkraftanlagen genutzt wird: Châtelot, Refrain und La Goule. Châtelot, das am höchsten flussaufwärts gelegene Kraftwerk, verfügt mit dem Moron-Stausee über einen Wasserspeicher, der im Einklang mit den schweizerischen und französischen Konzessionen zur Produktion von Spitzenenergie genutzt wird, wobei täglich grosse Mengen an Schwallwasser abfliessen (Schwall und Sunk). Ein allgemeines Wasserreglement vom 5. Februar 1969, welches von den Behörden der beiden Länder aufgestellt wurde, legt die Abflussbedingungen für die drei Anlagen an diesem Doubs-Abschnitt fest: Refrain und Goule sind für den Rückhalt des Schwallwassers zuständig (Schwalldämpfung).

Seit 1998 ermöglichte ein erstes freiwilliges Abkommen die Festlegung von Bestimmungen für die Dämpfung der Schwallwelle vom Kraftwerk Châtelot, um die Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern. Dieses Abkommen wurde 2003 ergänzt, um die Restwassermengen zu erhöhen. So wurde im Châtelot eine Dotierturbine eingebaut, damit am Fuss des Staudamms stets 2 m3/s ausfliessen. Diese Massnahme ist seit Januar 2006 wirksam. Dasselbe gilt für Refrain, wo seit dem 1. Januar 2012 die Restwassermenge ebenfalls 2 m3/s beträgt.

Anhaltende Bedenken aus Fischerei-, Tourismus- und Naturschutzkreisen bewogen die Behörden der beiden Länder, mit den Betreibern die Suche nach Lösungen weiterzuführen, um die Auswirkungen des Betriebs der drei Kraftwerke auf die Umwelt weiter zu verringern. Dies unter Berücksichtigung der Rechte, welche den Betreibern mit den schweizerischen und französischen Konzessionen zugestanden wurden. So haben denn die Betreiber seit 2009 neue freiwillige Massnahmen ergriffen. Dann wurden im Rahmen einer neuen Regelung des französisch-schweizerischen Doubs zwei Arbeitsgruppen gebildet, die sich einerseits der „Verbesserung der Wasserqualität und des aquatischen Lebensraums" und andererseits der „Abflussbewirtschaftung" widmen.


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