Importeure neuer Fahrzeuge erreichen erstmals die CO2-Zielwerte
Bern, 27.06.2024 - Der Schweizer Neuwagenmarkt zeigte im Jahr 2023 deutliche Erholungstendenzen. Während die Absatzzahlen aus der Zeit vor der Covid-Pandemie und dem Ukrainekrieg bei den leichten Nutzfahrzeugen (LNF) nahezu erreicht wurden, liegen sie bei den Personenwagen (PW) trotz zweistelliger Wachstumsraten noch darunter. Sowohl bei den PW als auch bei den LNF sind die CO2-Emissionen 2023 gegenüber dem Vorjahr deutlich gesunken. Bei den PW lagen die durchschnittlichen CO2-Emissionen bei rund 112.7 Gramm CO2/km. Der gesetzliche Zielwert von 118 Gramm wurde damit erstmals unterschritten. Bei den LNF wurde der Zielwert von 186 Gramm CO2/km erstmals seit Einführung der Vorschriften erreicht. Zentraler Treiber für die Entwicklung der CO2-Emissionen und der Energieeffizienz bleibt die weiter fortschreitende Elektrifizierung der Neuwagenflotte. Bei den PW stieg der Anteil der Steckerfahrzeuge auf 30.1% (2022: 26.1%). Auch werden immer mehr elektrifizierte LNF importiert, deren Marktanteil stieg auf 14.6% (2022: 10.5%).
Entwicklung der Emissionen bei neuen Personenwagen
2023 wurden rund 257'000 PW neu zugelassen. Das sind rund 11.6% mehr als 2022. Der Anteil der Steckerfahrzeuge (batterieelektrische Fahrzeuge und Plug-in-Hybride) an der PW-Neuwagenflotte ist 2023 erneut gestiegen und liegt bei 30.1% (2022: 26.1%). Sowohl die rein elektrisch angetriebenen Fahrzeuge (BEV) wie auch die Plug-in Hybride (PHEV) haben gegenüber dem Vorjahr Marktanteile gewonnen (BEV 20.9%, +3 Prozentpunkte gegenüber 2022; PHEV 9.2%, +1 Prozentpunkt gegenüber 2022). Der Dieselantrieb verliert weiter an Bedeutung und liegt nun bei 14.1% (2022: 16.1%).
Die durchschnittlichen CO2-Emissionen neuer PW lagen bei rund 112.7 g CO2 pro Kilometer (2022: 120.9 g CO2/km), dies entspricht einem Rückgang um 6.7%. Der durchschnittliche Energieverbrauch über alle Antriebsarten, ausgedrückt in Benzineinheiten (Liter Benzinäquivalent pro 100 Kilometer, LBÄ), lag bei 5.5 LBÄ/100 km (2022: 5.8 LBÄ/100 km). Der Verbrauch der Benzinfahrzeuge lag bei 6.7 LBÄ/100 km (-1.7% gegenüber 2022), jener der Dieselfahrzeuge bei 7.2 LBÄ/100 km (-0.9% gegenüber 2022). Die neu zugelassenen rein elektrischen Fahrzeuge verbrauchten durchschnittlich 18.0 kWh/100 km (2.0 LBÄ/100 km), was 5.6% unter dem Vorjahreswert liegt. Zusammenfassend war die Zunahme der elektrischen Flottenanteile der Haupttreiber für die Reduktion der CO2-Emissionen und des Treibstoffverbrauchs, der Beitrag der Benzin- und Dieselfahrzeuge war untergeordnet.
Der Anteil Allradfahrzeuge stieg wiederum leicht an und macht weiterhin gut die Hälfte der neuen PW aus (50.8%, +0.4 Prozentpunkte). Das durchschnittliche Leergewicht der neuen PW stieg mit 1'782 kg entsprechend dem langfristigen Trend weiter an (2022: 1'751 kg). Der Energieverbrauch pro 1‘000 kg Fahrzeuggewicht sank auf 3.07 LBÄ/t*100 km (2022: 3.30 LBÄ/t*100 km).
Rückgang der Emissionen bei Lieferwagen und leichten Sattelschleppern
Für Lieferwagen und leichte Sattelschlepper (LNF) gelten erst seit 2020 CO2-Emissionsvorschriften. 2023 wurden rund 28'000 LNF neu zugelassen, das sind rund 21% mehr als im Vorjahr. Das entspricht etwa dem Stand der Jahre 2021 und 2020, allerdings sind es auch rund 17% weniger als 2019. Dieser Rückgang hat mehrere Gründe. 2019 wurden vor Inkrafttreten der CO2-Zielwerte viele Inverkehrsetzungen vorgezogen, es handelte sich somit um ein Rekordjahr in Bezug auf die Neuzulassungen neuer LNF. Weiter umfassen die Daten für das Jahr 2019 im Gegensatz zu den Neuzulassungsdaten 2020 - 2023 auch Fahrzeuge, die vom Geltungsbereich der CO2-Emissionsvorschriften ausgenommen sind. Darunter fallen beispielsweise gepanzerte Geldtransporter oder Fahrzeuge, die aufgrund ihres hohen Leergewichts über keine Emissionswerte gemäss Messverfahren WLTP verfügen.
In der LNF-Neufahrzeugflotte waren 75.2% Dieselfahrzeuge (2022: 79.3%) und 14.6% Elektrofahrzeuge (2022: 10.5%). Das ist rund 38% mehr als im Vorjahr und 163% mehr als 2021. Die durchschnittlichen CO2-Emissionen der neuen LNF lagen 2023 bei 186.0 g CO2/km (2022: 201.5 g CO2/km), der durchschnittliche Verbrauch bei 8.6 LBÄ/100 km (2022: 9.1 LBÄ/100 km). Das durchschnittliche Leergewicht aller neu zugelassenen LNF ist leicht auf 2'139 kg gesunken (2022: 2'204 kg). Dabei sind die dieselbetriebenen LNF mit 2'184 kg Leergewicht im Durchschnitt deutlich schwerer als die Benzinfahrzeuge mit 1'638 kg und etwas leichter als Elektrofahrzeuge mit 2'265 kg. Auch beim CO2-Ausstoss zeigen die beiden Antriebsarten mit 223.2 g CO2/km bei den Dieselfahrzeugen und mit 178.4 g CO2/km bei den Benzinfahrzeugen erhebliche Unterschiede. Die anteilsmässig dominanten Diesel-Lieferwagen haben ihre Emissionen um 4% gegenüber dem Vorjahr reduziert.
Vollzugsresultate der CO2-Emissionsvorschriften für neue Fahrzeuge
Während die PW mit durchschnittlichen Emissionen von 112.7 g CO2/km ihren Zielwert von 118 g CO2/km deutlich unterschritten haben, haben die LNF mit 186 g CO2/km eine Punktlandung erzielt und den Zielwert von 186 g CO2/km erreicht. Diese Resultate sind umso bemerkenswerter, da es mit Ausnahme eines Multiplikationsfaktors für Öko-Innovationen im Jahr 2023 für beide Fahrzeugarten keine erleichternden Übergangsbestimmungen mehr gab.
Die im Rahmen der CO2-Emissionsvorschriften überprüften 257'000 PW verteilten sich auf 56 Grossimporteure und auf rund 600 PW von Kleinimporteuren. Bei den LNF wurden rund 28'000 Neuwagen auf ihre Zielerreichung überprüft, darunter waren rund 100 Fahrzeuge von Kleinimporteuren.
Sanktionssumme und Vollzugsaufwand 2023
Die 2023 erhobenen Sanktionen belaufen sich auf insgesamt rund 1.8 Millionen Franken aus dem Vollzug der Vorschriften für PW und rund 4.4 Millionen Franken aus dem Vollzug der Vorschriften für LNF. Dem gesamten Sanktionsertrag stehen Vollzugskosten von rund 2.4 Millionen Franken (2022: 1.8 Mio. Fr.) gegenüber. Insgesamt resultiert damit für 2023 ein Nettoertrag von rund 3.8 Millionen Franken (2022: 20.2 Mio. Fr.). Der Nettoertrag wird in Abhängigkeit der Anzahl Fahrzeugzulassungen auf die Schweiz und das Fürstentum Liechtenstein aufgeteilt (Anteil Fürstentum Liechtenstein: 35'000 Franken, 2022: 139'000. Fr.). Der Schweizer Nettoertrag aus dem Vollzugsjahr 2023 beträgt 3.8 Millionen Franken und wird dem Nationalstrassen- und Agglomerationsverkehrsfonds NAF zugewiesen.
Die schweizerische Energieeffizienzverordnung (EnEV, Art. 11) verlangt die jährliche Erfassung und Auswertung des Energieverbrauchs der neuen Personenwagen in der Schweiz. Die CO2-Emissionsvorschriften für neue Personenwagen werden seit Mitte 2012 gemäss CO2-Gesetz und CO2-Verordnung vom Bundesamt für Energie in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Strassen umgesetzt. Seit Anfang 2020 ist auch für neue Lieferwagen und leichte Sattelschlepper ein CO2-Zielwert in Kraft. Seit 2021 gelten aufgrund des neu eingeführten WLTP-Messverfahrens angepasste Zielwerte, die über den bisherigen Zielwerten liegen (PW: 118 g/km statt 95 g/km, Lieferwagen und leichte Sattelschlepper: 186 g/km statt 147 g/km).
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